Zu Ehren des Backfischfestes wurden im Laufe der Zeit diverse Abzeichen entwickelt. Heute gibt es das Abzeichen –oder Pin – in Form des Backfischfest-Herzes, welches im Verlauf des Backfischfestes überall gegenwärtig ist. 1972 war es erstmals auf dem Plakat fürs Backfischfest zu sehen, heute begegnet es einem in allen Erscheinungsformen: auf Kappen, Schals, Krawatten, T-Shirts und Schlabberlätzchen, als Plüschherz, auf Luftballons, Fahnen, Poststempeln usw. Der Erfindungsreichtum der „Drittverwerter“ scheint keine Grenzen zu kennen.
Besonders reißenden Absatz finden die Herzen, seinerzeit entworfen von den Wormser Künstlern Theo Gems und Klaus Krier, in Form von Ansteckpins. Immer wieder neu und je nach Anlass in leichten Varianten aufgelegt, sind sie zu begehrten Sammelobjekten geworden. Die Pins zieren das Revers, Kostüme und Trachten der „Offiziellen“, aber auch die Kleidung ganz normalsterblicher Backfischfestfans weltweit. Auch viele Prominente ließen sich das Herz anhängen, darunter sogar Franz Beckenbauer und Sepp Maier.
Informationen von Horst Lösch
Das erste Backfischfest-Abzeichen von 1933 war aus Blech, zwei Nixen zu einem„W“ geformt. Die gefertigte Stückzahl war nicht sehr groß und ist deshalb relativ selten.
Ein weiteres Abzeichen wurde als „Dicker Fisch“ zum Backfischfest 1938 herausgegeben. Das nächste Abzeichen erschien dann 1949 zum zweiten Backfischfest nach dem Krieg und war ein großer Erfolg. Ein rotes Plastikherz mit Anker und zwei Fischen aus Metall.
Nun folgte von 1950 bis 1971 jedes Jahr ein neues glänzendes Backfischfest-Abzeichen ganz aus Metall (mit zwei Ausnahmen) in allen verschiedenen Formen und Varianten (meist mit Fisch, Herz oder Wappen). Hergestellt wurden diese von der Idar-Obersteiner Metallwarenfabrik Maurer.
Der unvergessliche Hans Vonderheid nannte sie einmal „Kleine Kunstwerke“. Die meisten Abzeichen waren in dieser Zeit beliebte Sammelobjekte für Jung und Alt. Einige sind auch heute noch gesuchte Raritäten.
Im Jahre 1972 kam das heute noch aktuelle rot-weiße Herz mit Fisch zur Ausgabe. Das Motiv hierzu wurde von der Designer-Gruppe Gems-Krier aus Worms entworfen. Für Kinder und auswärtige Besucher ein Erfolgsgarant seit über 30 Jahren.
In einem Artikel von 2008 schrieb Horst Lösch dazu:
„Immer wenn das Backfischfest nahte, war das Kaufhaus Horten bestens auf das große Fest vorbereitet. Festlich waren die Schaufenster mit Fähnchen und Backfischherzen geschmückt. Der Initiator war Hortenchef Gerhard Scholz (von seinen Angestellten auch liebevoll Papa Scholz genannt). Gerhard Scholz hatte oft etwas neues Backfischfestliches in seinem Haus im Angebot. Einmal war es ein Binder mit Herzen für den Herrn dann einmal ein tolles Halstuch für die Dame oder rot-weiße Stoffherzen für die Kinder. Auch eine Backfischfest-Armbanduhr gab es einmal und einiges mehr.“
In einem Artikel von 2008 schrieb Horst Lösch dazu:
Das Herz mit dem Schrägband und dem anhängendem Münster war das Festabzeichen zur 2000-Jahrfeier von Straßburg 1988. Woher kommt diese Ähnlichkeit mit dem rot-weißen Wormser Backfischfest-Abzeichen?
Als Straßburgs Oberbürgermeister Marcel Rudloff 1987 zur Backfischfest-Eröffnung in Worms weilte, schenkte ihm der Gastgeber Ernst Gander, Chef vom Herrenausstatter Dähler, ein rot-weißes Backfischherz. Dies gefiel Marcel Rudloff so gut, dass er es in geänderter Farbe und als Anhänger das Straßburger Münster statt Fisch für die 2000-Jahrfeier verwendete.
Die Wormser Extrapost - Kundenzeitschrift der Werbegemeinschaft Worms e. V., veröffentlichte 1979 eine Sonderbeilage der Wormser Zeitung , in der Hans-Jürgen Eich schrieb:
Ob in Bonn oder Berlin, in den USA oder Tropenhitze des westafrikanischen Togo, ob bei Bällen, Empfängen oder sonstigen Anlässen – das rot-weiße Herz mit dem goldenen Backfisch ist so populär wie die, die es tragen. 1972 tauchte das Emblem erstmals auf einem Backfischfest-Plakat auf. 1973 wurde es als Abzeichen verwirklicht. Heute darf es mit Fug und Recht den Anspruch erheben, Symbol der Freundschaft und der Herzlichkeit der Stadt zu sein.
Der Erfolg des rot-weiß gestreiften Herzens, einer Gemeinschaftsarbeit der Wormser Hilde Gems und Klaus Krier, ist geradezu umwerfend. Seit es als Anstecknadel eingeführt wurde, bis zum letzten Jahr gingen 1000 Stück dieser ideellen Kostbarkeit in andere Hände.
Erstmals zum diesjährigen Fest hat der Verkehrsverein die Auflage auf 2000 erhöht. Willi Schnee, Geschäftsführer des Vereins: „Die Herzen gehen weg wie warme Semmeln!“ Heute kann man sagen, ist das „Herz“ nicht nur Emblem des Backfischfestes. Es ist zeitlos. „Das ganze Jahr operieren wir mit dem Herzen“, sagt Willi Schnee doppelsinnig. Mittlerweile kommt das Anstecken der Nadel bei einigen einer Auszeichnung nahe.
Delegationen des In- und Auslandes, Botschafter samt Gefolge trugen das „Herz“ schon würdevoll durch Flure und Konferenzsäle. Ob schwarz, ob gelb, ob braun – die Hautfarbe spielt keine Rolle. Das Abzeichen schafft Gesprächsstoff, bahnt schneller Kontakte an. Meistens wartet man seine offizielle „Verleihung“ gar nicht erst ab. Man verlangt danach.
Vergleichbares wie das rot-weiße Herz gibt es wenig. Ähnlich vielleicht sind der „Bonner Kußmund“ und der Salzburger „Barockengel“, die, ohne etwas zu sagen, viel ausdrücken. Dagegen: Sprüche gibt es genug.
Prominente aus allen Bereichen ließen sich das Wormser Herz bereitwillig verpflanzen. 1976 bei einer rheinhessischen Weinpräsentation im Berliner „Kaufhaus des Westens“ war es der damalige Regierende Bürgermeister Klaus Schütz, den Willi Schnee „auszeichnete“. Marie Schley, die ehemalige Familienministerien, ist seit einem Besuch 1977 in Worms Trägerin des Herzens. Gustav Knuth, der Botschafter des Rheinhessenweines, bekam es am Ursprungsort der Liebfrauenmilch in Anwesenheit der Rheinhessischen Weinkönigin. Jüngstes Beispiel: Beim Bonner Dämmerschoppen durfte es auch Staatssekretär Hanns Eberhard Schleyer, der Sohn des ermordeten Arbeitgeberpräsident, in Empfang nehmen.
Verlässt man das politische Parkett, so waren es viele aus dem Bereich der Kunst und des Sports, die sich für ein „Herz“ erwärmten. Dazu gehören Künstler wie Rolf-Hans Müller, Dunja Reiter, Olivia Molina oder der „Sechs-Sieben-Gescheite“, Jürgen Graf vom Südwestfunk. Sportler sind drunter, angefangen bei Franz Beckenbauer und Sepp Maier über den Bronzemedaillen-Gewinner im Schwimmen von Montreal, Peter Nocke, die Abfahrtsläuferin Heidi Biebel bis hin zum Box-„Schönling“ René Weller, einer Boxauswahl von London oder den Oppauer Turnern.
Hohe Offiziere der US-Armee haben es getragen. Eine russische Gewerkschaftsdelegation hatte es beim „Nasdarowje“ am Revers. Japanische Lehrer schlenderten mit ihm durch die Stadt. Auf der internationalen Touristenbörse, die alljährlich stattfindet, macht das Backfischherz seine Runde. Selbst in Miami in Florida entdeckte der Nürnberger Herzen-Hersteller zu seiner persönlichen Freude: Bei einer Delphin-Show trug es die Dompteuse an ihrem „Käppi“. Ein Freund bei der Armee hatte es ihr als Souvenir mitgebracht.
Nur einmal konnte es nicht an die Brust gesteckt werden. Da musste es der Wormser Verkehrsverein den Empfängern in die Hand drücken, als nämlich das Nationalballett von Togo in Berlin weilte: Die Damen und Herren der Tanzgruppe waren am Oberkörper frei.
(Quelle: Sammlung Horst Lösch, Worms)
1(Quelle: Sammlung Horst Lösch, Worms)
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5(Quelle: www.archiv-worms.de)
6(Quelle. Sammlung Horst Lösch, Worms)
7(Quelle: Sammlung Horst Lösch, Worms)
8(Quelle: Programmheft zum Backfischfest 1993, S. 0)
9(Quelle: Sammlung Horst Lösch, Worms)
10(Quelle: Sammlung Horst Lösch, Worms)
11(Quelle: Fam. Rüttinger)
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