In der alten, vor der Stadtmauer und in Rheinnähe gelegenen Gasse wohnten einst die Fischer der Stadt. Die lebendige Erinnerung an die Alt-Wormser Fischerzunft, der ältesten Zunft Deutschlands (gegründet 1106), liegt den Bewohnern der Fischerwääd*, am Herzen, und so steht die Brauchtumspflege bei ihnen an erster Stelle.
* eine kleine „Übersetzungshilfe“ finden Sie weiter unten
Zur Backfischfestzeit repräsentiert die Fischerwääder Delegation – bestehend aus dem Bojemääschter, der Backfischbraut und dem Vorstand des Fischerwääder Vereins zur Brauchtumspflege – die Stadt Worms und sein Backfischfest, vor allem aber die Wormser Fischerzunft. Der Bojemääschter ist übrigens in der glücklichen Lage, dass ihm jedes Jahr eine neue Braut zur Seite gestellt wird.
Bei der feierlichen Eröffnung des Backfischfestes sind die Fischerwääder genauso vertreten wie beim großen Festumzug am ersten Festsonntag. Beim Fischerstechen gehen dann auch die „Fischerstecher vun de Fischerwääd“ ins Rennen um den heißbegehrten Wanderpokal. Und dass sie es verstehen zu feiern, davon kann man sich beim Fischerwääder Frühschoppen am ersten Festsonntag und bei der Kerb am Backfischfestmittwoch in der festlich geschmückten Gasse überzeugen.
Es gibt übrigens eine Große und eine Kleine Fischerweide. Festlich geschmückt an den Festtagen sind beide Gassen, die Backfischfest-Aktivitäten finden jedoch auf der Großen Fischerweide statt.
Für die Dauer des Neun-Tage-Festes übernimmt der Bojemääschter symbolisch die Regentschaft der Stadt. Bei der feierlichen Festeröffnung am letzten Samstag im August auf dem Marktplatz vor dem Rathaus überreicht der Wormser Oberbürgermeister seinem „Amtskollegen“ von der Fischerwääd den Stadtschlüssel. Er selbst erhält dafür einen prächtig hergerichteten Fisch.
Diese Amtsübergabe an die Vertretung der Alt-Wormser Fischerzunft geht übrigens auf eine jahrhundertealte Tradition zurück. Chroniken aus dem 16. und 17. Jahrhundert besagen, dass Wormser Fischer vor Durchführung ihrer damals schon recht lustigen Feste beim Bürgermeister und Rat der Stadt um Bewilligung der Veranstaltung nachsuchten und diese Bitte durch ein Geschenk schmackhafter Fische unterstrichen.
So wird auch heute noch dem Oberbürgermeister nach heiterem Dialog mit dem „Bojemääschter vun de Fischerwääd“ und dessen Backfischbraut eine appetitlich garnierte Fischplatte überreicht. Kein Wunder, dass vom Stadtoberhaupt danach meist die Erlaubnis zur Feier des größten Wormser Volksfestes erteilt wird.
Da ein Bürgermeister und sein Gemeinderat einen Ort zum Treffen und „Dischbediere“ brauchen, gibt es in der Gasse auch eine Bojemääschterei. Dort untergebracht ist auch die originell eingerichtete Fischerwääder Stubb, wo zahlreiche Erinnerungsstücke und Dokumente der ältesten Rheinfischerzunft Deutschlands präsentiert werden. Besichtigt werden kann sie während der Festtage (nicht während der Veranstaltungszeiten!).
Bojemääschter = Bürgermeister
Bojemääschterei = Bürgermeisterei (Rathaus)
dischpediere = diskutieren
Fischersleit = Fischersleute
Fischerwääd = Fischerweide
Fischerwääder = Bewohner der Fischerweide
Kerb = (Kirch-) Weihfest
Stubb = Stube
Liebevoll und mit einem Augenzwinkern beschreibt dieses Lied die Wormser Fischersleit. Den Text zum Mitsingen brauchen Sie spätestens zum Fischerwääder-Frühschoppen oder zur Fischerwääder Kerb. Neben diesem finden Sie hier noch viele weitere Wormser Traditionslieder.
(Quelle: worms.de, Reproduktion mit freundlicher Genehmigung vom Stadtarchiv Worms. Internet: http://www.worms.de/de-wAssets/docs/kultur/wussten-sie-es/Wormser-Fischerzunft.pdf)
1(Quelle: Sammlung Fam. Kranz)
2(Quelle: worms.de, Reproduktion mit freundlicher Genehmigung vom Stadtarchiv Worms. Internet: http://www.worms.de/de-wAssets/docs/kultur/wussten-sie-es/Wormser-Fischerzunft.pdf)
3(Quelle: Stadtarchiv Worms)
4(Quelle: Stadtarchiv Worms)
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11(Quelle: Stadtarchiv Worms)
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