Das Fest der Feste ist mit seinem Namen erst seit 1933 bekannt. Bei der Beratung im Verkehrsverein, wie man am besten das überlieferte Volks- und Brauchtum zu einer allgemeinen Festtradition zusammenfassen könnte, entwickelte der damalige Verkehrsdirektor Konrad Fischer die Idee des „Backfischfestes“. Das erste Fest löste sofort ein gutes Echo aus und wurde von da an zu einem Festbegriff der Wormser, der alle Gebräuche der Jahrhunderte in sich vereinigte.
Verkehrsdirektor Konrad Fischer („’s Kunrädche“), der 1933 seine Pläne für das Backfischfest vorstellte, hatte anfangs noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Nachdem er Heiner Schreier („Uschbes“ ), den Betreiber des „Fürst Bismarck“, als Wirt für das Festzelt gewonnen hatte, galt es nun noch, die Bewohner des Fischerviertels, die „Fischerwääder“, für das Backfischfest zu begeistern, denn ohne ihre Beteiligung war an die Ausrichtung nicht zu denken.
Dazu lud eine Delegation des Verkehrsvereins sie ins „Fürst Bismarck“ ein, das praktischerweise nicht weit von der Fischerweide gelegen war. Dort dekorierten ’s Kunrädche und Uschbes das Nebenzimmer fantasievoll: Die Wände behängten sie mit Netzen, Binsen, Rudern, Paddeln etc., die Tische rückten sie zu einer Tafel zusammen und legten darauf einen langen Spiegel, den sie mit einer kleinen Böschung aus Kieselsteinen umrandeten. Auf diesem kleinen See schwamm ein Schwan, der ein Floß zog, das gehäuft voll war mit kleineren, kross gebackenen Rheinfischen.
Nach und nach trudelten immer mehr neugierig gewordene Fischerwääder ein, und beim Anblick der aufwendigen Dekoration und im Gespräch bei einem guten Gläschen Wein war das Eis schnell gebrochen. Die Fischerwääder waren buchstäblich mit im Boot. Und dann holte sogar einer von ihnen jene Schöpfkelle, den „Handnirsch“, herbei, aus der künftig noch viele Male Wein getrunken werden sollte.
Das Deutsche Fest — offiziell auch Sedansfest (Sedanstag) genannt — wurde nicht nur in Worms, sondern in ganz Deutschland feierlich am 2. September begangen. Gefeiert wurde, weil am 2. September 1870 im Krieg gegen Frankreich, die als uneinnehmbar geltende Festung Sedan in deutsche Hände fiel. Ein Ereignis, das die Wende des Krieges bedeutete.
1873 beschloss man in Worms diesen Tag jährlich zu feiern. Ein Festausschuss wurde gegründet, eine Festordnung wurde aufgestellt und folgender Ablauf festgelegt:
Am Vorabend des 2. September (19 Uhr): Glockenläuten mit Aufstellung der Schüler des Gymnasiums und der Realschule. Es folgten Züge zu den Gräbern der Kriegsopfer.
Am 2. September, dem eigentlichen Sedanstag, war das Glockenläuten bereits um 5.30 Uhr mit anschließendem Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche. Dazu kamen noch weitere kleinere Veranstaltungen.
Am Nachmittag (14.45 Uhr) formierte sich der Festzug auf dem Paradeplatz (dem heutigen Ludwigsplatz) in fünf Abteilungen. Musikkorps, Feuerwehr, Schulen und Sportvereine, Gewerbevereine, Krieger-Soldaten- und Schützenvereine. Der Zugweg führte vom Paradeplatz auf direktem Weg zur Oberen Kieselswiese (Kleiner Festplatz). Dort angekommen wurde das „Deutschlandlied“ und „Heil Dir mein Siegerkranz“ gesungen. Danach erfolgte die Bewirtung der Schulkinder mit anschließendem Schauturnen. Damit war der offizielle Teil beendet.
Per Aufruf hatte man die Firmen gebeten, ihre Arbeiter am Nachmittag von der Arbeit zu befreien.
Auf dem Festplatz gab es schon damals für jeden Geldbeutel etwas wie Restaurationszelte, Schießbuden, Reitanstalten, Waffelbäcker, Glücksspielbuden und ähnliches. Und das alles für nur einen Tag! Heute undenkbar. Ende war dann abends um 23 Uhr.
Nach Jahren ließ die Euphorie für das Sedansfest immer mehr nach und man stellte Überlegungen für ein neues Fest an. Anfang des 20. Jahrhunderts war es dann soweit. Das Rosenfest wurde aus der Taufe gehoben.
Angeregt durch das Rosengartenlied (Rosengarten von Worms) erfand Konrad Fischer Angang des 20. Jahrhunderts das Rosenfest. In dem Heimatdichter Georg Richard Roeß fand er einen begeisterten Freund. Man bildete einen Rosengartenausschuss und kam ziemlich schnell voran.
Im Jahre 1904 wurde das erste Rosenfest aus der Taufe gehoben. Danach folgten bis 1907 noch drei weitere Feste. Diese dauerten jeweils mehrere Tage.
Es waren Volksfeste auf hohem künstlerischem Niveau. Zu jedem dieser vier Rosenfeste gab es Festpostkarten mit Jugendstilmotiven oder Bilder aus der Nibelungensage.
1905 erschien eine Festschrift mit Beiträgen von bekannten Künstlern wie unter anderem Friedrich Gernsheimer und Wilhelm Raabe. Konrad Fischer bemühte sich sehr um die Anlage und Gestaltung eines blühenden Rosengartens mit Einbindung des Parkrestaurants im Wäldchen (Stadtpark). Hierzu sollte ein Berg mit Asche und Schutt aufgeschüttet werden. Statt 19 m wurden es dann nur 12 m und hieß im Volksmund „Äschebuckel“.
Freiherr von Heyl schenkte der Stadt ein von Johann Hirt 1905 geschaffenes Hagendenkmal. Das zuerst im Garten des Festhauses, später im Wäldchen und seit 1932 an der Rheinpromenade steht.
Im Jahre 1906 übernahm der Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein (Denkmal auf dem Ludwigsplatz) die Schirmherrschaft. Im Festhaus wurden Hebbels Nibelungen aufgeführt. Zur Ausschmückung des Festhaussaales fertigte man Hunderte von Papierrosen an. Konrad Fischer schrieb auch einen Rosengarten-Wettbewerb aus. Trotz des geringen Preisgeldes reichten über 40 Architekten, Bildhauer und Gärtner ihre Entwürfe ein. Die Erstplazierten des Wettbewerbes wiesen alle eine Brunnenanlage mit dem Hagendenkmal als Mittelpunkt aus. Alle Entwürfe wurden wegen Geldmangel nicht verwirklicht.
Konrad Fischers Weggang von Worms im Spätjahr 1907 führte zum Ende der Rosenfeste.
Nach dem Rosenfest wurde bis zum Jahre 1913 das Deutsche Fest – Wormser Volksfest abgehalten.
Anfang der 30er-Jahre wurden in Worms Stimmen laut man brauche ein neues großes Fest. Überall in der näheren Umgebung gab es Jubiläumsfeste, Kirchweihen, Winzerfeste und ähnliches. In Worms gab es eigentlich nur den Pfingstmarkt und den Allerheiligenmarkt. Die Bedeutung dieser beiden alten traditionsreichen Feste hatten aber über die Jahre stark nachgelassen.
Der damalige Vorsitzende vom Verkehrsverein Oberbürgermeister Otto Schwebel berief eine Vorstandssitzung ein, in der Konrad Fischer (seit 1928 Verkehrsdirektor der Stadt Worms und unter Freunden auch s’ Kunrädche genannt) schon mit einem fertigen Plan aufwartete. Es sollte eine Fortsetzung des vor dem Krieg jährlich gefeierten Sedansfestes sein. Der Festplatz sollte am Rhein und nicht auf der Jahnwiese sein.
Das Fest sollte einen neuen attraktiven Namen bekommen. Zu aller Überraschung hatte Konrad Fischer schon einen Namen parat. Und zwar: Backfischfest (in zweifacher Bedeutung). Der Vorschlag fand zwar Anklang, aber man stellte sich die Frage, wer alles organisieren würde und das Risiko trage?
Aber der als großer Optimist bekannte Konrad Fischer zerstreute alle Bedenken. Nun mussten Gastwirte, Organisationen und Vereine zur Unterstützung gewonnen werden. Danach lud der Verkehrsverein die Gastwirte zu einer Versammlung in das Lokal „Zum Vater Jahn“ in der Philosophenstraße ein. Der Wirt Heinrich Markert war auch Vorsitzender des Gastwirtsvereins. Die Stimmung im Raum war gelinde gesagt eisig.
Konrad Fischer und Otto Schwebel trugen den Anwesenden vor, was sich der Verkehrsverein so vorstellte und bat um Mithilfe und Vorschläge für das neue Fest. Heinrich Markert erteilte der Idee eine glatte Absage. Keiner der Anwesenden hatte damit gerechnet. Die Wirte waren der Meinung, dass es ihnen nicht zuzumuten wäre, dass ihre Gäste eine Woche lang auf den Festplatz gelotst würden und zu Hause ihre Lokale leer stünden. Zudem wäre kein Wirt bereit, das Risiko zu übernehmen. Von dieser Meinung waren sie an diesem Tag nicht abzubringen. Auch die Andeutung, dass man auch einen Festwirt von außerhalb der Stadt holen könnte, beeindruckte kaum jemand.
Schon wenige Tage später erschien dann aber der Wirt Heiner Schreier vom „Fürst Bismarck“ in der Wallstraße und erklärte sich zur Übernahme des Festzeltes bereit. Schreier (unter Freunden auch „Uschbes“ genannt) war schon bei vielen Veranstaltungen der Festwirt und brachte große Erfahrung mit. Seine Bedingung war, dass er auch beim nächsten Backfischfest wieder das Festzelt bewirten darf. Dies wurde ihm sofort zugestanden.
Als weitere wichtige Gruppe mussten die Fischerwääder überzeugt und gewonnen werden. Sie zögerten anfänglich. Aber konnte ein Fest wie das Backfischfest ohne die Fischer überhaupt gestartet werden?
in der Sonderbeilage der Wormser Zeitung von 1964 schrieb Valentin Marzenell dazu:
„Da kam der erste Schlag! Ich erinnere mich noch recht gut, wie Herr Schwebel konsterniert Herrn Markert anstarrte, als dieser eine glatte Absage erteilte. Damit hatte keiner von uns gerechnet. Aber die Gastwirte standen auf dem nicht mal unberechtigten Standpunkt, man können ihnen nicht zumuten, auch noch mitzuhelfen, dass ihre Gäste eine Woche lang auf den Festplatz gelotst würden und die eigenen Lokale leer stünden. Zudem wäre kein Wirt bereit, das mit der Übernahme des Festzeltes verbundene Risiko zu übernehmen. Davon waren sie nicht abzubringen, auch die Drohung, dass man eventuell von auswärts einen Festwirt holen würde, brachte keine Wendung. Das war ein böser Anfang und Freund Fischer konnte nur noch stottern.“
Die Fischerwäder zögerten zunächst – für diese Schnapsidee gäben sie sich nicht her. Nun konnte doch ein Backfischfest nicht ohne die Fischer aufgezogen werden. Aber das mit allen Wassern gewaschene Paar Fischer-Schreier, das sich schon so in das Fest vernarrt hatte, gab nicht auf.
Im Gegenteil, sie dekorierten im günstig an der Fischerwääd gelegenen „Fürst Bismarck“ das Nebenzimmer stimmungsvoll und luden die Fischerwääder zu einer Aussprache ein. Sehr spät kam der erste Fischer und war doch ziemlich beeindruckt von der originell eingerichteten Fischerstube. Nach einer Viertelstunde waren schon mehrere Fischerwääder da. Die erste Hürde war genommen.
Der Wein und die Unterhaltung sorgten schon bald für Backfischfest-Stimmung. Die Fischer waren begeistert und signalisierten ihre Mitwirkung. Einer holte eine Schöpfkelle, die zünftig mit einer Flasche Wein gefüllt und eingeweiht wurde. Es war nicht der letzte Schluck aus diesem Gefäß. Dieser Abend mit feuchtfröhlichem Ende war schließlich die „Geburtsstunde des Backfischfestes“.
In der Sonderbeilage der Wormser Zeitung von 1964 schrieb Valentin Marzenell dazu:
„Im günstig an der Fischerwäd gelegenen „Fürst Bismarck“ wurde das Nebenzimmer, dem geplanten Fest entsprechend, stimmungsvoll dekoriert: Mit Netzen, Binsen, Rudern, Paddeln etc. wurden die Wände drapiert. Die Tische wurden zu einer Tafel zusammengerückt und darauf ein langer Spiegel gelegt, dessen Umrandung eine kleine Böschung aus Kieselsteinen erhielt. Auf diesem kleinen See schwamm ein Schwan, der ein Floß zog, das gehäuft voll war mit kleineren, kroßgebackenen Rheinfischen. Der „Uschbes“ und „s´Konrädche“ hatten ein Meisterwerk vollbracht.
Nun werden die Fischerwäder noch mal zu einer Aussprache geladen. Vom Verkehrsverein waren anwesend und sie wurden lange auf die Folter gespannt: die Herren Dr. Illert (sen.), Brauereidirektor Hch. Zaiß, Kaufmann Julius Ebel (der seine Fischerwäder kannte und sehr skeptisch war) und Konrad Fischer, der neben mir saß, als dem Stellvertreter des Vorsitzenden, der wieder mal verhindert war. (Der Stellvertreter war jeweils der Vorsitzer des Einzelhandels, der ich damals war.)
Während wir mit gemischten Gefühlen um unseren kleinen See saßen, stand Heiner Schreier auf glühenden Kohlen an seinem Büfett im Gastzimmer. Plötzlich kam er hereingeschossen: „Es ist einer da, wenn es mir gelingt, ihn hier hereinzubringen, kommen die anderen nach, schon aus Neugier, was gespielt wird“. Und er brachte ihn. Der Mann war baff über die originelle Fischerstube und bis er sich aus seinem Erstaunen erholt hatte, war er auch schon auf einem Stuhl genötigt. Es war noch keine Viertelstunde herum, da waren wirklich noch drei Fischerwääder bei uns.“
In der Sonderbeilage der Wormser Zeitung von 1964 schrieb Valentin Marzenell dazu:
„Damit war auch diese Hürde genommen, denn die Unterhaltung und der Wein sorgten dafür, dass schon bald „Backfischfest-Stimmung“ war und die Fischer begeistert ihre Mitwirkung zusagten. Einer holte sogar eine neue Schöpfkelle, vulgo „Handnirsch“, die zukünftig mit einer Flasche Wein eingeweiht wurde und den Namen des Weinstifters erhielt, in diesem Fall „Heiner“ (Zaiß). Es war nicht der letzte Umtrunk aus diesem Gefäß! Listigerweise musste ich bei der ersten Taufe antrinken und da ich als Laie den Trick nicht kannte, verschlapperte ich mir Kragen und Krawatte zum allgemeinen Gaudium. Dieser Abend, der dann ein feucht-fröhliches Ende nahm, war die eigentliche Geburtsstunde des Backfischfestes, denn nun lief alles wie am Schnürchen.“
Zum Festplatz wurde der kleine Platz neben der Rheinbrücke bestimmt. Der Eintritt zum Festplatz war, wie auch heute noch, frei. Für die Verantwortlichen war wichtig, dass das Fest gleich einen guten Start bekam und die Speisen und Getränke nicht teurer waren wie in der Stadt. Von einer Prüfungskommission der Wormser Weinhändler wurden sechs Weine ausgesucht die gut und preiswert sein sollten.
Im Frühjahr 1933 war es dann soweit. Als Start für das erste Backfischfest wurde der 02. September 1933 festgelegt.
in der Sonderbeilage der Wormser Zeitung von 1964 schrieb Valentin Marzenell dazu:
„Als Festplatz wurde die kleine Kieselswiese an der Rheinbrücke bestimmt. Zwischen den beiden Festzelten stand die Backfischbraterei und auf der anderen Seite, auf besonderen Wunsch von Konrad Fischer, um eine weitere Wormser Spezialität zu würdigen, ein Stand mit der Aufschrift „Waami Fleeschworscht“. Der Eintritt zum Festplatz war, wie auch heute noch, frei.
Wichtig war den Verantwortlichen, dass das Fest gleich einen guten Start bekam: Speisen und Getränke mussten gut sein und nicht teuerer als in der Stadt. Für den Ausschankwein, der einwandfrei und preiswert sein sollte, wurden von den Wormser Weinhandlungen einer Prüfungskommission Proben eingereicht, von denen sechs Weine ausgewählt wurden. In kleinen, versiegelten Flaschen wurden mir diese Proben zur Aufbewahrung gegeben. Dass diese Weine in Ordnung waren, sollte sich aus traurigem Anlass elf Jahre später bestätigen: Aus den Trümmern des durch Bomben nicht ganz zerstörten Kellers wurden die Fläschchen geborgen. Ergebnis der Probe: Alle Weine einwandfrei.“
Der große Erfolg an den beiden ersten Tagen zeigte, dass den Verantwortlichen der große Wurf gelungen war. Am ersten Sonntagabend gab es schon keine gebackenen Fische mehr. Das vorgesehene Weinkontingent war restlos ausgetrunken. Die Weinhändler mussten noch in der Nacht nachliefern, ebenso die Bäcker, Brauer und Metzger. Die Schausteller waren so sehr zufrieden, so dass sie schon alle für das nächste Backfischfest Plätze buchten.
Die ganze Woche, bis Sonntag den 10. September, herrschte herrliches Wetter und man sah nur fröhliche Menschen. Dies trug sehr zum Erfolg des ersten Backfischfestes 1933 bei.
Das Backfischfest kostete im Jahre 1933 übrigens nur stolze zweihundert Mark.
In der Sonderbeilage der Wormser Zeitung von 1964 schrieb Valentin Marzenell dazu:
„Wie das Fest schon gleich im ersten Jahr eingeschlagen hat, ist vielen Wormsern noch bekannt. Schon am ersten Sonntag-Abend gab es keine (gebackenen) Backfische mehr, das vorgesehene Weinquantum war restlos vertrunken, die Weinhändler mussten noch in der Nacht nachliefern, ebenso die Brauerei, die Bäcker und die Metzger. Die Schausteller waren so zufrieden, dass sie schon für das nächste Fest Plätze belegten. Und ein besonderes Glück war, dass die ganze Woche herrliches Wetter herrschte, so dass Tag für Tag der Betrieb nicht abriss.
Es wurde ein rechtes Familienfest, bei dem es abends keine Rang- und Standesunterschiede gab, nur fröhliche Menschen. Erwähnt werden muss noch, weil dies viel zu dem guten Renommee des Festes beitrug und heute noch nachwirkt: Es gab keine Krawalle und Exzesse, die Polizei brauchte sich schmunzelnd nur um besonders hochgestimmte Besucher zu kümmern.
Noch einige kleinere Reminiszenzen: Ich hatte beim Heiner Schreiner gelernt, wie man kroßgebackene Fische isst: Mein Nebenmann Fischer konstatierte, dass ich fünf Fische verspeist hatte, ich konnte ihm sein Quantum nicht nachweisen, er hatte die Köpfe mitgegessen.“
In der Wormser Extrapost von 1979, Kundenzeitschrift der Werbegemeinschaft Worms e. V., schrieb Backfischfest-Mitbegründer Erich Janson dazu:
„Ja, wenn ich Ihnen vom Jahre 1933 erzählen soll, aus Worms, als ich Pächter des Johanniterhofes in der Hardtgasse war, bleibt als erstes zu sagen, dass es damals wie auch in vielen Teilen Deutschlands, eine sehr, sehr arme Zeit war. So war der Verkehrsverein, der von dem hervorragenden Dr. Illert geleitet wurde, immer auf der Suche nach Ideen um etwas Leben nach Worms zu bringen. Ich selbst war seinerzeit Vorstandsmitglied im Wirtverein, und wurde als solcher in den Vorstand des Verkehrsvereins gewählt, und zwar als Schatzmeister. Weitere Vorstandsmitglieder waren unter anderem der Kaufmann Marzenell aus der Peterstraße und Vereinsbank Direktor Fischer. Da legte eines Tages der Geschäftsführer Konrad Fischer eine Idee auf den Tisch, das heißt, er bot uns seine Idee für 200 Mark zum Kauf an.
Nach kurzer Beratung nahmen der Vorstand das Angebot an und Konrad Fischer erläuterte uns seine Idee von einem Backfischfest, einem Fest mit Backfischen, Wein und Bier. Die Idee erschien uns allen so sehr gut, dass wir uns sofort an die Ausarbeitung machten. Als Festplatz wählten wir den Sportplatz links neben der Rheinbrücke, der immer im Winter überflutet wurde und zur Eisbahn angelegt wurde. Es wurde dort ein großes Zelt aufgebaut. Erste Pächter für Wein und Bier und einen Bratfischstand waren die Kollegen Bastian aus der Mainzer Straße und Julius Lenz vom Postplatz, der den Spitznamen „Lautsprecher“ hatte, seiner mächtigen Stimme wegen.
Die beiden zerstritten * sich dann zwar, aber bis zum zweiten Backfischfest wurde wieder ein Pächter gefunden. Das erste Festabzeichen ließen wir bei einer Blechwarenfabrik aus Abfällen stanzen. Es bestand aus zwei Fischen, die zu einem „W“ für Worms gebogen waren. Wir verkauften das Abzeichen für 5 Pfennige und bekamen so die gröbsten Unkosten wieder rein. Ganz allgemein war dieses erste Backfischfest schon ein guter geschäftlicher Erfolg für unsere Stadt.
Ein Erlebnis von diesem Fest habe ich nicht vergessen: Der Lastenschwinger Gammentaler zog ohne fremde Hilfe einen Acht-Meter-Möbelwagen der Firma Schuch durch die Stadt. Ich habe nach dem Krieg schon einige Male das Backfischfest besucht und hoffe es auch in diesem Jahr wieder, obwohl ich bald 84 Jahre alt werde.“
*Anmerkung von Herrn Ralf Bastian (2017) : Herrn Bastian wurde damals die Lizenz zum 2. Backfischfest 1934 entzogen, da bekannt wurde, dass er nicht die NSDAP unterstützte.
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